Freitagabend, Waldorfschule, kurz nach 18 Uhr: erwartungsvolles Gemurmel von Kindern und Erwachsenen erfüllt den fast bis auf den letzten Platz besetzten Festsaal. Gleich wird das erste gemeinsame Adventskonzert der Schule losgehen, nachdem bisher jeweils die Ensembles der Unter- und Mittelstufe (Kl. 4-8) und der Oberstufe (Kl. 9-13) an zwei Konzerten getrennt ihr Können unter Beweis gestellt hatten. Indes verzögert sich der Beginn, einer der Musiklehrer kommt in den Saal, geht auf ein Elternpaar zu, langsam wird der Saal unruhig – was ist passiert? Wenig später die Information: der Schüler-Pianist ist wenige Minuten vor dem Auftritt erkrankt. Ob sich unter den Zuschauern ein Pianist befinde, der gut vom Blatt spielen könne? Kurze Betroffenheit, dann erhebt sich ein Vater und geht entschlossen in Richtung Bühne: das Konzert ist gerettet, Andreas Rückert übernimmt mit Bravour die meisten Begleitungen – großer Applaus!
Damit kann es endlich los gehen, die Musizierenden beider Orchester, Mittel- und Oberstufe, nehmen Platz und der Unterstufenchor stellt sich auf die Podeste vor der Bühne. Unter der Leitung von Charlotte Paashaus eröffnen die Jüngsten der Mitwirkenden das Programm mit „Macht hoch die Tür“. Stimmig und andächtig klingt es in den Saal, mit den späteren Programmpunkten „Licht der Weihnacht“ und insbesondere dem rhythmisch und stimmlich höchst anspruchsvollen Spiritual „Let my light shine bright“ zeigen die „Kleinen“, dass auch sie äußerst „Oho!“ sind.
Aber auch sonst kommt keine Langeweile auf, dem Publikum wird eine bunte Mischung geboten: von traditionellen Weihnachtsstücken wie „Star Carol“ oder „Herbei, o ihr Gläubigen“ (Mittelstufenchor) über das von Oberstufenchor und Bläserensemble gebotene Jazzstück „Santa Baby“ bis hin zu nicht-weihnachtlichen Programmpunkten wie Filmmusik, z.B. Hans Zimmers „Tennessee“. Die Vielzahl von Kombinationen, die angesichts von drei Chören und zwei Orchestern, welche sich nochmals in Bläser- und Streichergruppen aufteilen und Soliauftritte bestreiten, sorgen zusätzlich noch für Abwechslung. Alle zeigen einander, was sie können, ganz gelegentlich zu hörende schiefe Töne gehören dazu und trüben die Stimmung nicht. Besondere Highlights sind die Auftritte des Oberstufenchors unter der Leitung von Sandra Sonntag. Das gerade mal zehnköpfige, von zwei Lehrkräften verstärkte Ensemble zeigt eine enorme Stimmkraft und mitreißende rhythmische Genauigkeit – die Hälfte der Sängerinnen und Sänger stammt aus der 13. Klasse und steckt eigentlich mitten in den Vorbereitungen auf die Abiturprüfungen, dennoch ist es für sie Ehrensache, auch ihr musikalisches Können unter Beweis zu stellen. Bleibt zu hoffen, dass der Nachwuchs für das Ensemble im nächsten Jahr nicht ausbleibt!
Finale und Höhepunkt gehört dem nicht-weihnachtlichen Teil an, wieder Filmmusik: das vereinigte große Orchester katapultiert das Publikum unter der Leitung von Alexander Hildebrand mit Schwung „Back to the Future“. Zum krönenden Abschluss sorgen alle Mitwirkenden, die Bühne ist nun wirklich zum Platzen gefüllt, wieder für weihnachtliche Stimmung, gemeinsam mit dem Publikum schallt lieblich „Leise rieselt der Schnee“ in den neblig-kalten Abend hinaus. Vielleicht dringt es als Aufforderung bis zu Petrus durch?
